Dezentrale klinische Studien (Decentralized Clinical Trials, DCTs) gewinnen zunehmend an Bedeutung in der medizinischen Forschung. Sie bieten eine innovative Alternative zu traditionellen Studien, indem sie digitale Technologien nutzen und Patient:innen standortunabhängig einbinden. DCTs verbessert die Zugänglichkeit und Effizienz in klinischen Studien, steht jedoch vor einer zentralen Herausforderung: der Teilnehmerbindung. Im klassischen Studiensetting mit vor-Ort-Besuchen in Studienzentrum besteht häufig ein (langjähriger) persönlicher Kontakt zu den Ärzt:innen, der das Engagement und die Bindung der Teilnehmer:innen positiv beeinflusst. Das ist bei DCTs nicht gegeben. Der Erfolg von DCTs hängt allerdings maßgeblich von der Motivation und dem Engagement der Patient:innen ab, da diese Faktoren die Datenqualität und die Verlässlichkeit der Ergebnisse beeinflussen. Doch auch bei DCTs gibt es Strategien, um die Teilnehmerbindung zu stärken.
Einsatz digitaler Studienplattformen und technologischer Innovationen
Für die Durchführung eines DCT ist der Einsatz digitaler Technologien unumgänglich. Dabei gilt es, eingesetzte Tools nutzerfreundlich und effektiv zu gestalten, um die Teilnahmeerfahrung von Patient:innen zu optimieren. Einfache und intuitive Prozesse bei der Nutzung digitaler Technologien erhöht die Bereitschaft zur Teilnahme an Studienmaßnahmen und beugt Studienabbrüchen vor. Insbesondere digitale Studienplattformen mit elektronischen Case Report Forms (eCRFs), elektronischen Einwilligungsformularen (eConsent) und telemedizinischen Aufklärungsgesprächen erleichtern die Interaktion zwischen Patient:innen und Studienverantwortlichen.
Elektronische Einwilligungsprozesse (eConsent): Diese vereinfachen die Informationsvermittlung und gewährleisten eine standardisierte, transparente Kommunikation. Studien zeigen, dass eConsent die Verständlichkeit und die Zustimmung zur Teilnahme erhöht (Anderson et al., 2020).
Telemedizinische Aufklärungsgespräche: Diese ermöglichen es den Teilnehmer:innen, flexibel von ihrem Standort aus mit medizinischen Expert:innen zu interagieren, wodurch Barrieren wie Anfahrtswege entfallen.
Integration von eCRFs: Die Nutzung elektronischer Dokumentation sorgt für eine effiziente und sichere Datenaufnahme und -übertragung.
Flexible Teilnahmebedingungen
Die Möglichkeit, standortunabhängig an einer Studie teilzunehmen, ist ein entscheidender Vorteil von DCTs. Diese Flexibilität erlaubt es den Patient:innen , ihre Teilnahme in ihren Alltag zu integrieren, was die Rekrutierung und Bindung positiv beeinflussen kann.
Um den Nutzen flexibler Teilnahmebedingungen zu evaluieren, ist eine differenzierte Betrachtung notwendig. Eine Umfrage zeigte, dass etwa 56 % der Teilnehmer:innen in dezentralen klinischen Studien (DCTs) die Möglichkeit zur ortsunabhängigen Teilnahme als besonders vorteilhaft erachten (Ecclero, 2023). Diese Zahl unterstreicht das Potenzial flexibler Teilnahmebedingungen, deutet jedoch auch darauf hin, dass noch Maßnahmen erforderlich sind, um die Attraktivität von DCTs weiter zu steigern und mögliche Bedenken zu adressieren. Die Ergebnisse legen nahe, dass eine weitergehende Anpassung der Studienmodelle notwendig ist, um eine breitere Akzeptanz und ein noch positiveres Nutzererlebnis zu gewährleisten.
Effizienzsteigerung durch digitale Materialien
Digitale Schulungsressourcen sowie die Bereitstellung von Studieninformationsmaterialien in elektronischer Form bieten erhebliche Vorteile für Teilnehmer:innen klinischer Studien. Sie fördern nicht nur die ortsunabhängige Teilnahme, sondern tragen auch dazu bei, Unsicherheiten zu verringern und die Integration neuer Technologien zu erleichtern. Diese digitalen Ressourcen ermöglichen es den Patient:innen jederzeit und ortsunabhängig auf Studieninformationen zuzugreifen und reduzieren gleichzeitig den Kommunikationsaufwand zwischen Forschungsteam und Teilnehmer:innen.
Die Bereitstellung von Studieninformationsmaterialien in digitaler Form ermöglicht eine bessere Zugänglichkeit und Verständlichkeit. Dies unterstützt die Teilnehmer:innen dabei, informierte Entscheidungen zu treffen und fördert eine höhere Compliance, da Informationen jederzeit und in einem leicht zugänglichen Format zur Verfügung stehen.
Erleichterter Informationsaustausch
Digitale Plattformen zur Studiendurchführung wie Patientenportale und mobile Apps ermöglichen es Teilnehmer:innen, Studieninformationen in der eigenen Schnelligkeit zu lesen, Fragen zu stellen und zeitnah Antworten zu erhalten. Dies fördert das Verständnis und die Compliance. Eine Untersuchung von Manager Wissen (2023) zeigt, dass digitale Kanäle bevorzugt werden, um wichtige medizinische Informationen zu senden oder zu empfangen, und dass Patient:innen bereit sind, solche Informationen häufiger über digitale Kanäle zu erhalten als vor Ort.
Zukunftsperspektiven
Die Teilnehmerbindung ist ein entscheidender Erfolgsfaktor in dezentralen klinischen Studien. Nutzerfreundliche digitale Technologien wie eCRFs, eConsent und telemedizinische Anwendungen spielen eine zentrale Rolle, indem sie die Prozesse optimieren und die Interaktion zwischen Patient:innen und Studienverantwortlichen vereinfachen. Flexible Teilnahmebedingungen, transparente Kommunikation und individuelle Betreuung stärken das Vertrauen und die Motivation der Teilnehmer:innen und fördern eine höhere Compliance. Durch eine patientenzentrierte Herangehensweise und die Integration innovativer Lösungen können DCTs dazu beitragen, die klinische Forschung effizienter, zugänglicher und qualitativ hochwertiger zu gestalten.
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